Max Beckmann, Quappi
Max Beckmann, Ruhende Frau mit Nelken; Quappi auf dem Sofa bei Licht, 1940-1942, Sprengel Museum Hannover, Kunstbesitz der Landeshauptstadt Hannover, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Max Beckmann, Ruhende Frau mit Nelken; Quappi auf dem Sofa bei Licht, 1940-1942, Öl auf Leinwand, 90,2 x 70,5 cm, Sprengel Museum Hannover, Kunstbesitz der Landeshauptstadt Hannover, Foto: Gwose, Werner, Sprengel Museum Hannover, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Picasso
Pablo Picasso, Femme au bouquet, 1909, Sprengel Museum Hannover, Kunststiftung Bernhard Sprengel und Freunde, Hannover, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover, © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Pablo Picasso, Femme au bouquet, 1909, 60,5 x 52 cm, Öl auf Leinwand, Sprengel Museum Hannover, Kunststiftung Bernhard Sprengel und Freunde, Hannover, Foto: Herling, Herling, Werner, Sprengel Museum Hannover, © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Dix
Otto Dix, Die Eltern des Künstlers II, 1924, Sprengel Museum Hannover, Kunstbesitz der Landeshauptstadt Hannover, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Otto Dix, Die Eltern des Künstlers II, 1924, Öl auf Leinwand, 118 x 130,5 cm, Foto: Herling, Gwose, Sprengel Museum Hannover, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Max Ernst
Max Ernst, La main verte, 1923, Sprengel Museum Hannover, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Max Ernst, La main verte, 1923, 40 x 65 cm, Öl und Gips auf Leinwand, Sprengel Museum Hannover, Foto: Herling, Herling, Werner, Sprengel Museum Hannover, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Alice Aycock, Another Twister
Alice Aycock, Another Twister (Joao), 2015, Sprengel Museum Hannover, Hannover Rück Stiftung, Hannover, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover, © Alice Aycock
Alice Aycock, Another Twister (Joao), 2015, Sprengel Museum Hannover, Hannover Rück Stiftung, Hannover, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover, © Alice Aycock

Alice Aycock, Another Twister (Joao), 2015, Sprengel Museum Hannover, Hannover Rück Stiftung, Hannover, Foto: Herling, Herling, Werner, Sprengel Museum Hannover, © Alice Aycock

Niki de Saint Phalle
Niki de Saint Phalle, Gwendolyn, 1966-1990, Sprengel Museum Hannover, Schenkung Niki de Saint Phalle (2000), Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover © N.C.A.F – Donation Niki de SAINT PHALLE – Sprengel Museum Hannover; VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover

Niki de Saint Phalle, Gwendolyn, 1966-1990, 252 x 200 x 125 cm, Polyester, beschichtet, Farbe, auf Metallbasis, © N.C.A.F. – Donation Niki de SAINT PHALLE, © N.C.A.F – Donation Niki de SAINT PHALLE – Sprengel Museum Hannover; VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Herling / Gwose, Sprengel Museum Hannover

Kabinett der Abstrakten
El Lissitzky, E)(POMONDO by Holtmann (Nachbau), Kabinett der Abstrakten (Nachbau), 2016, Sprengel Museum Hannover, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover

El Lissitzky, E)(POMONDO by Holtmann (Nachbau) Kabinett der Abstrakten (Nachbau), 2016, 330 x 427 x 549 cm, Nachbau eines Ausstellungsraumes, ausgestattet mit teilweise beweglichen Wandkonstruktionen aus Holz, Metall-Lamellen, drehbaren Glasvitrinen, Stoffbespannung, Spiegel, Sprengel Museum Hannover, Foto: Herling, Herling, Werner, Sprengel Museum Hannover

Merzbau
Kurt Schwitters, Peter Bissegger (Rekonstruktion), Merzbau, 1980-1983, Sprengel Museum Hannover, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover

Kurt Schwitters, Peter Bissegger (Rekonstruktion), Merzbau, 1980-1983, 393 x 580 x 460 cm, Holz, Gips, Farbe, Fotoreproduktionen, Glas, elektrische Beleuchtung, Sprengel Museum Hannover, Foto: Herling, Gwose, Sprengel Museum Hannover

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Der Sammlungsbestand der Malerei und Skulptur des Sprengel Museum Hannover ist vielfältig und konzentriert sich in zentralen Gruppen. Ausgehend von der frühen Schenkung der Sammlung von Bernhard und Margrit Sprengel mit ihren Schwerpunkten haben sich diese entwickelt: von ausgewählten Künstler*innen wie Max Beckmann, Paul Klee und Emil Nolde existieren umfangreiche Konvolute in der Malerei und der Grafiksammlung.

Die für die Kunst des 20. Jahrhunderts entscheidende Kunstrichtung des Kubismus ist durch herausragende Beispiele vor allem von Pablo Picasso, Fernand Léger und Henri Laurens vertreten. Weitere Schwerpunkte sind den Werken des deutschen Expressionismus gewidmet mit Bildern von Ernst Ludwig Kirchner, August Macke, Franz Marc, Alexej von Jawlensky und Oskar Kokoschka, dem Surrealismus mit Arbeiten von Max Ernst sowie Vertretern des Dadaismus wie Hans Arp. Darüber hinaus präsentiert das Sprengel Museum Hannover weitere Sammlungskonvolute, die eng mit der hannoverschen Kunstszene der 1920er-Jahre verknüpft sind. Zu ihnen gehören die Vertreter der 1927 gegründeten konstruktivistischen Gruppe „die abstrakten hannover“, Friedrich Vordemberge-Gildewart, Carl Buchheister und Rudolf Jahns, vor allem aber auch El Lissitzky, der damals in Hannover lebte und für die Gemäldegalerie des hiesigen Provinzialmuseums das „Kabinett der Abstrakten“ entwarf, das sich heute als Rekonstruktion im Sprengel Museum Hannover befindet. Neben Otto Dix und Christian Schad, die mit Spitzenwerken vertreten sind, kann das Museum die wichtigen Vertreter*innen der „Neuen Sachlichkeit“ in Hannover wie Ernst Thoms, Grethe Jürgens und Erich Wegner präsentieren. Insgesamt gibt die Sammlung von Werken zwischen 1900 bis 1939 einen dichten Einblick in die Kunstgeschichte der Klassischen Moderne.

Von dem wichtigsten hannoverschen Künstler, Kurt Schwitters, besitzt das Sprengel Museum Hannover nicht nur die weltweit umfangreichste Sammlung von Werken, sondern auch das zentrale Archiv. Neben zahlreichen charakteristischen Merzzeichnungen und -bildern verfügt das Museum auch über Gemälde aus dem Frühwerk des Künstlers sowie Beispiele seiner lebenslangen Beschäftigung mit der Landschaftsdarstellung. Im Mittelpunkt steht die Rekonstruktion des „Merzbaus“, den Kurt Schwitters immer wieder als sein Lebenswerk bezeichnet hat.

Das „Prinzip Collage“ bei Kurt Schwitters wurde einer der Anknüpfungspunkte für die Sammlungserweiterung in der Kunst nach 1945, indem mehrere Werke so genannter „Decollagisten“ und Beispiele des französischen „Nouveau Réalisme“ von Mimmo Rotella, Raymond Hains und Arman für das Museum erworben wurden. Ein großer Glücksfall war in diesem Sinne auch die Schenkung von rund 400 Werken der bedeutenden Künstlerin Niki de Saint Phalle.

Die informelle Malerei der 1950er-Jahre in Frankreich und der Bundesrepublik sowie die Kunst des Abstrakten Expressionismus in den USA wird durch Werkblöcke von Künstlern wie Emil Schumacher und Ernst Wilhelm Nay repräsentiert. Ausführlich vertreten sind auch die künstlerischen Entwicklungen der späten 1960er-Jahre mit oft großformatigen Werken von Sol LeWitt, Bruce Nauman oder Ulrich Rückriem sowie Beispiele jüngerer Kunst, etwa mit Werken von Gerhard Richter und Georg Baselitz, bis in die Gegenwart hinein, so Joep van Lieshout und Eberhard Havekost. Niedersächsische Künstler*innen mit Werken nach 1945 sind durch die Übernahmen von Kulturamt der Landeshauptstadt und des Landes Niedersachsen in der Sammlung vertreten. Stiftungen wie die der Hannover Rück-Versicherung und der Kunststiftung Bernhard Sprengel und Freunde sind kontinuierliche Leihgeber und Unterstützer des Sprengel Museum Hannover. In jüngster Zeit wurde durch die Kooperation mit der Niedersächsischen Sparkassenstiftung die Gegenwartskunst der 1980er-Jahre bis heute mit Gemälden, Skulpturen und Installationen von u. a. Isa Genzken, Manfred Pernice und Thomas Scheibitz verstärkt und profiliert, die weiter durch Ankäufe vergrößert wird. Bedeutende Leihgaben der Tia Collection und der Warwick Art Collection sind seit 2014 mit Werken von Georg Baselitz, Louise Bourgeois, Marlene Dumas und Albert Oehlen hinzugekommen. Aufgrund der geringen Ankaufsmöglichkeiten durch öffentliche Mittel werden gezielt Kooperationen mit Sammler*innen und Stiftungen gesucht, um die Sammlung aktuell zu erweitern.

 

Räume

Eine besondere Attraktion des Sprengel Museum Hannover stellen die Räume von Kurt Schwitters, El Lissitzy, James Turrell, Wolfgang Laib und Daniel Spoerri dar, die fest installiert in der Sammlung ständig zu sehen sind. Die fünf Werke sind unterschiedlich in ihrem Charakter und in ihrem Originalitätsanspruch, doch verbinden sie auch wichtige Gemeinsamkeiten.

Der Merzbau von Kurt Schwitters entstand von 1923 bis 1936 als ein privater Raum im ehemaligen Atelier des Künstlers, in den er befreundete Künstler*innen zur Besichtigung und Mitwirkung einlud. Diese von frühen Collagen ausgehende und zunehmend auch in weitere Räume wuchernde selbstgeformte Architektur verkörperte in vielen Teilen, Grotten und Lichtregie das umfassende „Prinzip Merz“. Der Merzbau, der 1943 bei einem Luftangriff zerstört wurde, konnte 1983 nach drei historischen Fotografien von 1933 rekonstruiert und später in das Museum übertragen werden.

El Lissitzky schuf das "Kabinett der Abstrakten" 1927 im Auftrag des damaligen Leiters der Gemäldegalerie im Provinzialmuseum Hannover, Alexander Dorner, als einen Präsentationsraum für die aktuellen Kunstströmungen. Neben eigenen Werken waren in der strengen, ganz auf den Kontrast von schwarz-weiß-grauen und roten Farbflächen abgestimmten Architektur Arbeiten von Pablo Picasso, Fernand Léger und auch Kurt Schwitters zu sehen. Nach der Zerstörung des Kabinetts 1937 wurde der Raum anhand von Fotografien 1968 im Niedersächsischen Landesmuseum neu errichtet und 1979 in das Sprengel Museum Hannover eingebaut. 2016 wurde dieser an gleicher Stelle durch einen werkgetreueren Nachbau ersetzt, der durch intensive Recherchen dem Original weiter angenähert werden konnte.

James Turrell hat anlässlich der Eröffnung des Erweiterungsbaus 1992 speziell für das Sprengel Museum Hannover eine Installation mit vier Lichtsituationen geschaffen, die jeweils unterschiedliche Wahrnehmungserfahrungen ermöglichen und zugleich seine künstlerische Entwicklung seit 1967 repräsentieren. Der Besucher kann in jedem dieser Werke Licht in seinen unterschiedlichen Qualitäten und seiner meditativen Wirkung erfahren und sich damit seiner eigenen Wahrnehmung als Ursprung seiner Welterfahrung bewußt werden.

Wolfgang Laib errichte 1995 die Installation „Nirgendwo“ in einem eigenen, leicht abgesonderten Raum, der durch die Verknüpfung des Erweitungsbaus mit dem Altbau entstand. Riesige Granitplatten, die über Kopfhöhe des Betrachters angebracht sind, tragen drei wuchtige Schiffe aus duftendem Bienenwachs. Beim Eintreten in den schwach beleuchteten Raum, umfängt einen der süße Geruch von Bienenwachs und, umso weiter man sich in den enger werdenden Raum hineinwagt, eine starke physische Präsenz des Werks. Nichts regt sich in dieser unwirklichen Zwischenwelt, „wo Bewegung und Stille eins sind“.

Der Verein der Freunde des Sprengel Museum Hannover e.V. hat im Frühjahr 2008 die Ensemble-Installation von Daniel Spoerri „Gekippter Raum. Kleine Nouveau Réalisme-Ausstellung, um 1960, nachempfunden von Daniel Spoerri 2007“ für die Sammlung des Sprengel Museum Hannover erworben. Bereits 1962, in der Ausstellung „Dylaby“ im Stedelijk Museum, Amsterdam, irritierte Spoerri mit einem um 90 Grad gekippten Raum, der mit Gemälden und Plastiken ausstattet war, die musealen Sehgewohnheiten. Für das Sprengel Museum Hannover hat der Künstler einen Raum mit nachgebauten Arbeiten von Christo, Gérard Deschamps, François Dufrêne, Raymond Hains, Yves Klein, Martial Raysse, Mimmo Rotella, Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely realisiert. Mit ihm schuf Spoerri eine poetische Hommage an die Ideen der Gruppe der Nouveaux Réalistes (Neuen Realisten), die um 1960 die Avantgarde der europäischen Kunstbewegung darstellten. Ihrem Aufbruch in eine neue Zeit ist diese Arbeit gewidmet.